Beladungen - und kein Ende!


Am Anfang war da ein Bild von diesem Wabash flatcar no. 2006 mit seiner imposanten Ladung, der mir sehr gefiel und wo ich glaubte, ein entsprechendes Modell nachbauen zu können.


So sieht dieser Nachbau dann aus - und ich kann bestätigen, es war mein erstes hundertprozentig selbst gebautes Modell, auch wenn Drehgestelle und Kupplungen natürlich kommerziell lieferbare Zurüstteile sind.
Vor allem war es genau das, was ich zur damaligen Zeit wollte - Modelle wie das Vorbild aus Holz gebaut und dazu nach einem realen Vorbild von 1901!


So sieht dieser Wagen in der Seitenansicht aus und entspricht damit wohl recht gut dem Vorbild, auch wenn ich selbst für den Nachbau nur eine einfache Skizze mit wenigen Maßangaben aus einem älteren Model Railroader zur Verfügung hatte. Die Amerikaner sprechen bei diesem Wagen sehr häufig von einem platform car, was ja so abwegig auch nicht ist, aber der Begriff Heavy load flat car erscheint mir angebrachter, denn für schwere Ladungen ist er mit seinen vier Drehgestellen ja wohl ganz speziell angefertigt worden.

Wonach ich schon häufiger gefragt wurde, das ist die Art und Weise der Anlenkung der Drehgestelle am Rahmen. Auch wenn ich zum Zeitpunkt des Modellbaus nichts dazu über die Konstruktion beim Vorbild wusste, die einfachste Lösung dürfte beim Bau des Wagens die Verwendung von Drehgestellbrücken gewesen sein, die jeweils zwei Drehgestelle verbinden und dann einen gemeinsamen Drehpunkt zum Rahmen haben. So habe auch ich es gebaut und zu einem späteren Zeitpunkt wurde mir diese Lösung durch technische Zeichnungen auch bestätigt. Was sonst?

Die Ladung dazu, diese schwere Antriebswelle, ist nun völlig frei und allein nach dem bestmöglichen Eindruck einer guten Übereinstimmung zum Vorbildfoto gebaut worden und ich denke, diese wenigstens beim zweiten Versuch einigermaßen gut getroffen zu haben.


Hier noch ein vergleichendes Bild der beiden Wellen, da ist deutlich zu erkennen, dass der erste Versuch hinten dann doch noch ein wenig schmächtig um die Brust ausgefallen war.

Wofür wurde eine solche Antriebswelle eigentlich eingesetzt? Diese Frage ergibt sich ja nahezu zwangsläufig, wenn man schon solch ein Teil nachbaut. Auskunft gibt es dazu leider nirgendwo, aber dies als Teil eines größeren Antriebssystems mit zwei Dampfzylindern und einem großen Antriebsrad zu betrachten, möglicherweise mit einem Zahnrad oder ein Rad für Treibriemen, das auf die mittleren Flanschscheiben aufgeschraubt wird, das erscheint doch einigermaßen naheliegend!
Ja, und wurde diese Antriebswelle als alleiniges Bauteil eines solchen Antriebssystems verwendet? Gab es da weitere zugehörige Teile, die da auch noch zu transportieren waren?

Für mich hieß die Antwort eindeutig ja, was natürlich auch die Notwendigkeit weiterer Wagenmodelle bedeutete! Und damit entstanden dann auch noch die Modelle no. 20000 und 20008!
Aber was für eine Ladung sollte diese dann sein?


Das ist jedenfalls das Ergebnis meiner Überlegungen, ein mehrspuriges Seilrad, das seiner Größe wegen sogar in geteilter Form hergestellt und transportiert werden muss! Allerdings hatte ich mich von dem Gedanken dann doch schon verabschiedet, dass dieses Seilrad auf die große Antriebswelle aufgeschraubt werden sollte, weswegen es schließlich eine Nabe erhielt, die auf eine Welle aufzusetzen beziehungsweise aufzuklemmen ist.





Gibts nicht? Gibts doch! Denn in unmittelbarer Nähe meines Wohnorts befindet sich beim Dampf-maschinen-Verein Wilsdruff diese Dampfmaschine, wenn auch nur mit einem Zylinder aber doch genau mit einem solchen Seilrad! Zwar sind nur noch zwei der ehemals vier Seile vorhanden, aber das Seilrad ist ebenso geteilt wie das, was ich mir so vorgestellt hatte.

Und wieso überhaupt ein Seilrad? Zugegeben, da war am Beginn ein bisschen Verwirrung im Spiel. Hieß es doch, dass dieser originale Wagen no. 20006 der Wabash RR. speziell für den Transport von Teilen für die Cable cars in San Francisco hergestellt worden sei. Gut, das war aber 1891, dem Herstellungsjahr des Wagens und es stellte es sich heraus, dass der Wagen für den Transport der Seile für die Cable cars benötigt wurde. Das Vorbildfoto stammt jedoch nachgewiesenermaßen von 1901, es passt also nicht zusammen, aber mein Seilrad war gebaut und musste natürlich transportiert werden. Und da der Gedanke bei der Herstellung immer noch mit den Cable cars von San Francisco verbunden war, da musste es auch ein Seilrad mit mehreren Seillaufnuten sein, wo das Antriebsseil nach meinen Vorstellungen mit einem Gegenrad versetzt gleich mehrfach umlaufen musste - und so entstand dieses gewaltige Seilrad mit gleich zehn Seillaufnuten. Ganz schön gewaltig, Egon!
So blieb dieses Seilrad zunächst ein Fantasieprodukt mit einem nicht ganz realen Hintergrund, bis ich einen Zeitungsartikel in einer renommierten deutschen Tageszeitung fand, die mir die Existenz solch großer und sogar noch größerer Seilräder bestätigte - 12 Antriebsseile für die riesige Antriebsanlage in einer Weberei. Und das schon im Jahr 1867! Also war meine Idee dann doch nicht ganz abwegig, auch wenn in diesem Fall wahrscheinlich doch kein Zusammenhang zwischen dieser Antriebswelle auf dem flatcar #20006 und meinem Seilrad herzustellen ist.

Aber aller guten Dinge sind bekanntermaßen drei!


Da hatte ich doch noch eine weitere Ladung in meiner allgemeinen Teilekiste, andere sagen Schrottbox dazu. Dies war aber nun wirklich kein Schrott, sondern in diesem Zusammenhang eine sehr gut verwendbare dritte Ladung für diese gedachte Antriebsmaschinerie - und so entstand dann auch noch das dritte Wagenmodell.


Ich möchte jetzt nicht erklären wollen, wie dieses Malteserkreuz in einem Antriebssystem zu verwenden wäre, jedenfalls kommt es von nun schon historisch zu bezeichnenden Schreibwerken mit einer Schrittsteuerung, wo alle paar Sekunden oder Minuten der Wert von Drücken, Temperaturen etc. zu einer Verlaufslinie aufgezeichnet wurden. Technik von früher, die aber für diesen Fall ganz wunderbar passend einzusetzen war!
Übrigens auf dem letzten Bild ganz ausgezeichnet zu erkennen, die Transportgestelle sind mit Stahlklammern ganz wie Bauklammern auf den Wagenböden befestigt und könnten damit fast ohne jede Beschädigung auch wieder abgenommen werden. Die 03er Löcher erkennt man in Wagenboden aus Holz sowieso nicht, wenn man es nicht weiß oder nicht ganz akribisch danach sucht.

Aus urheberrechtlichen Gründen können einige weitere Bilder hier nicht eingebunden werden, die zur Nutzung der großen Antriebswelle von Wagen #20006 und meinen Ideen bezüglich des großen Seilrads dann doch noch den einen oder anderen Gedanken ergänzen können. Ich möchte Ihnen deshalb einen Besuch der entsprechende Beschreibung auf meiner Website www.us-modelsof1900.de empfehlen. Am Ende finden Sie sogar eine sehr plausible Erklärung für die wahrscheinlich tatsächliche Verwendung dieser Antriebswelle und dies wurde mir in Diskussionen in amerikanischen Foren ausdrücklich bestätigt. Ich gebe zu, dass ich an eine derartige Wendung nicht geglaubt hätte.


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